Trostgeschichten mit Happy End

Dorothee Dorschel

Schüler nehmen für ein Projekt des ambulanten Hospizdienstes selbst verfasste Texte auf.

Trostgeschichten„Das hilft schon, wenn man jemanden an seiner Seite hat“, findet die neunjährige Mia, die mit 17 anderen Kindern eigene „Trostgeschichten“ verfasst und diese im Tonstudio selbst vorgelesen hat. Diese Trostgeschichten sind ein Projekt des ambulanten Hospizdienstes Vorderer Odenwald. Beteiligt waren Dritt- und Viertklässler der Ethik- und Religions-Klassen der Klein-Umstädter Wendelinusschule. Lehrerin Kerstin Schiener ist beeindruckt davon, was die Kinder zustande gebracht haben. Trost und Trösten, was das bedeutet, was es kann und was man da eigentlich tut, waren im Unterricht besprochen worden, bevor in den Köpfen der Kinder und später auf dem Papier ganz unterschiedliche Kurzgeschichten entstanden sind.

Dabei ging es nicht allein ums Schreiben, sondern auch ums Vorlesen der eigenen Texte. Denn im Tonstudio von Radio Weinwelle, dem Winzerfestradio in Groß-Umstadt, wurden die Kurzgeschichten aufgenommen. Ein wenig aufgeregt, aber mit klarer Stimme und schön betont, trugen dann beispielsweise Mia, Kate, Amy und Patricia ihre Geschichten vor. Sie tragen Titel wie „Das große Herz von Gott“ oder „Die Freundschaft“.

Traurigkeit, das war der erste Gedanke von Mia (9), als sie von der Aufgabe erfuhr. Sie selbst hat schon Trost gespendet, wenn Freunde zum Beispiel mal hingefallen waren. „Und meine Freundin tröstet mich, mein kleiner Bruder auch und meine Eltern natürlich auch.“ Ja, das helfe, wenn man jemand an seiner Seite hat. Für die eigene Geschichte „Die drei L“ habe sie ungefähr drei Schulstunden benötigt.

Bei einem Mädchen ist der Opa verstorben, bei einer anderen die Uroma. Die nächste hat sich vom geliebten Haustier verabschieden müssen. Alle haben schon mal einen Trauerfall in der Familie oder einen anderen, schmerzlichen Verlust verarbeiten müssen. Amy (10) war traurig, als ihre beste Freundin umzog: „Man sieht die Person ja auch meistens nie wieder.“ Kate (10) war sofort etwas eingefallen, was sie schreiben könnte, weil „ich hab‘ schon sehr oft eine Trostgeschichte gebraucht. Weil schon sehr viele verstorben sind“. Sie habe sich einfach ausgedacht, was sie sich vielleicht selber schreiben würde in so einer Situation.

Spaß hat es allen gemacht. „Ein kleines Kribbeln“ verspürte Patricia (10), und auch Lehrerin Schiener war bei den Aufnahmen aufgeregt, wie sie zugibt. „Kein Angst“, beruhigt sie die Mädchen im Studio, „Versprecher kann man rausschneiden.“

Mit Gefühlen umzugehen und über sie zu sprechen, ergab sich bei dem Thema fast automatisch. „Traurig sein gehört ja sozusagen dazu“, erklärt eine Schülerin. Bei der Arbeit mit den Trostgeschichten allerdings sei klar gewesen, dass ein glückliches Ende rausspringen müsste. „Wie bei einem Märchen, wo alles am Anfang richtig doof ist, und dann ein Happy End.“ Erst recht durfte es nicht so traurig sein, dass man weinen muss.

Für die Werke werden QR-Codes auf einer Metallplatte angebracht und diese an Bänken in der Umgebung. Über den QR-Code kommt man auf die Seite des Hospizvereins und die Trostgeschichten. „So entstehen Orte des Verweilens“, erläutert Anna-Luise Steiger vom Hospizdienst die Hintergründe des Projekts, „an denen Menschen den Geschichten lauschen und Trost finden können.“ Sie sei beeindruckt davon, was die Kinder geschrieben haben. „Manche Geschichten waren auch ein bisschen lustig“, so Steiger. „Aber auch das kann Trost bieten, wenn man mal drüber lachen kann, wenn man so die kindlichen Gedanken hört.“